Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB) ist eine konzessionierte Bergbahngesellschaft in der Schweiz. Befahren wird die meterspurige Zahnradstrecke von Realp über den Furkapass nach Oberwald. Sie wird durch eine nicht gewinnorientierte Aktiengesellschaft
(DFB AG) betrieben. Das Personal der Bahn rekrutiert sich fast
ausschliesslich aus Freiwilligen, die ihre Arbeitskraft über einen
Förderverein für Bau, Unterhalt und Betrieb unentgeltlich zur Verfügung
stellen und „Fronarbeiter“ genannt werden.
Geografische Lage
Die Furka-Bergstrecke war bis 1981 ein Bestandteil der
Furka-Oberalp-Bahn in der Schweiz, welche von Brig über die Pässe Furka
und Oberalp nach Disentis führt.
Ausgangspunkt der Strecke ist das Dorf Realp (1'538 m ü. M.) im Kanton Uri. Sie folgt der Reuss Richtung Westen. Eine Zahnstangenstrecke steigt über die Station Tiefenbach (1'846 m ü. M.) zum Kulminationspunkt auf der Station Furka (2'160 m ü. M.). Der Pass wird durch einen Scheiteltunnel von rund 1'800 m Länge ohne Zahnstange unterfahren. Am Westportal dieses Tunnels liegt die Station Muttbach-Belvédère (2'118 m ü. M.), von wo aus weitere Zahnstangenabschnitte über Gletsch (1'757 m ü. M.) nach Oberwald (1'366 m ü. M.) im Kanton Wallis
hinunterführen. Die gesamte Strecke hat eine Länge von rund 18 km. Die
höchsten Steigungen betragen in den Zahnstangenabschnitten 110 ‰ ("System Abt": 2-Lamellen wie Furka-Oberalp-Bahn), in den Adhäsionsabschnitten 35 ‰.
Geschichte der Bahnstrecke
Der Bau der Zahnradstrecke über den Furkapass wurde 1911 von der Brig-Furka-Disentis-Bahn
(BFD) begonnen und 1915 aufgrund der durch den Ausbruch des ersten
Weltkrieges bedingten finanziellen, technischen und personellen
Probleme eingestellt. Nach dem Konkurs der BFD im Jahr 1923 wurden die
Bauarbeiten 1924 von der neu gegründeteten Furka-Oberalp-Bahn (FO) mit kräftiger Unterstützung der beiden benachbarten Bahngesellschaften Rhätische Bahn (RhB) und Visp-Zermatt-Bahn (VZ, später Brig-Visp-Zermatt-Bahn (BVZ)) wieder aufgenommen und die Strecke 1925 eröffnet.
Wegen der schwierigen Lawinensituation
ist die Bergstrecke nicht wintersicher. Aufgrund der fast
siebenmonatigen Winterpause und den anschliessend jeweils nötigen
Aufräumarbeiten war der Betrieb sehr aufwändig und kostspielig. Mit dem
Beginn der Bauarbeiten des Furka-Basistunnels
1973 rückte auch das Ende der Bergstrecke immer näher. Zur Winterpause
1981 wurde der Betrieb auf der Bergstrecke eingestellt und 1982 der
Furka-Basistunnel eröffnet. Der ursprünglich geplante, in der Schweiz
gesetzlich vorgeschriebene Rückbau der Strecke konnte von
Eisenbahnfreunden aufgehalten werden, die 1983 den Verein Furka Bergstrecke und 1985 die Dampfbahn Furka-Bergstrecke AG als Trägergesellschaft gründeten.
Nun folgten, beginnend in Realp,
aufwändige Sanierungsarbeiten an der alten Bergstrecke, die in den
letzten Betriebsjahren vernachlässigt worden war. Erste Fahrzeuge
konnten von verschiedenen Schweizer Schmalspurbahnen erworben und
anschliessend restauriert werden. Die Finanzierung dieser Arbeiten
erfolgte hauptsächlich durch Spenden und durch den Verkauf von
Liebhaber-Aktien.
Lokomotiven
Als erste Dampflok konnte die HG 2/3 Nr. 6 «Weisshorn» ihren Betrieb aufnehmen. Sie war 1902 für die Visp-Zermatt-Bahn gebaut worden. Ab 1941 wurde sie in einer chemischen Fabrik bei Chur
als Werkslokomotive eingesetzt. 1965 wurde sie ausgemustert und auf
einem Denkmalsockel vor einem Schulhaus in Chur aufgestellt. 1988 wurde
sie der DFB von der Churer Schuljugend als Geschenk überlassen, mit der
Auflage, die Lok wieder in Betrieb zu nehmen. Nach aufwändigen
Instandsetzungsarbeiten konnte sie 1990 wieder in Betrieb genommen
werden. Anfänglich vorwiegend im Baudienst eingesetzt, wird sie heute
bei Bedarf auch wieder Reisezügen vorgespannt.
Für grosses Aufsehen sorgte 1990 ein anderes Vorhaben. Vier von
ursprünglich zehn Dampfloks waren von der FO nach der Elektrifizierung
der Strecke in den Jahren 1941/1942 nach Vietnam
verkauft worden, wo sie seit den 1970er-Jahren in einem Lokschuppen und
entlang einer Strecke abgestellt waren und verrotteten. 1990 konnten
eine komplette Lokomotive sowie brauchbare Teile der drei anderen
wieder zurück in die Schweiz geholt werden. Zwei damals von der Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik
(SLM) direkt nach Vietnam gelieferte HG 4/4-Dampfloks konnten ebenfalls
erworben und zurücktransportiert werden. 1993 konnten zwei HG 3/4
wieder in Dienst gestellt werden, nachdem sie im Raw Meiningen
aufgearbeitet worden waren. Sie erhielten die Betriebsnummern HG 3/4
Nr. 1 «Furkahorn» und Nr. 2 «Gletschhorn», wobei letztere später in
korrekter Weise in Nr. 9 umgezeichnet wurde.
Die leihweise von der Matterhorn-Gotthard-Bahn
(MGB, ex FO) zu Verfügung gestellte Originallok HG 3/4 Nr. 4 wurde im
Juni 2006 fertig renoviert und kam am 18. Juli 2006 zum ersten Mal mit
der Bergstrecke in Berührung.
Betrieb heute
1992 konnte der öffentliche Fahrbetrieb auf dem Abschnitt Realp–Tiefenbach wieder aufgenommen werden, ein Jahr später folgte die Verlängerung bis zur Station Furka (vor dem Furka-Scheiteltunnel). Nach der Sanierung des Scheiteltunnels und des Bahnhofs Gletsch
sowie dem Umbau eines Strassenübergangs bei Muttbach, der im Gegensatz
zu früher heute ohne Zahnstange befahren wird, konnte im Jahr 2001 der
Betrieb auf die Strecke Realp–Gletsch ausgedehnt werden.
Die heute laufenden Arbeiten konzentrieren sich auf die Fertigstellung des letzten Streckenabschnitts zwischen Gletsch und Oberwald.
Dank namhafter Spenden besteht die Hoffnung, voraussichtlich im Sommer
2009 mit Schnupperzügen und 2010 mit regulären Zügen wieder die gesamte
ursprüngliche Strecke betreiben zu können. Daneben sind die laufenden
Unterhaltsarbeiten und der Ausbau der Infrastruktur, wie die
Erweiterung des Depots in Realp sowie der Ausbau der
sicherheitstechnischen Anlagen, zu bewältigen.
Die Bahngesellschaft ist im Besitz einer eidgenössischen Konzession und steht damit unter Aufsicht des Bundesamts für Verkehr (BAV).
Erwähnenswert ist, dass der Betrieb und der Unterhalt von Strecke und
Fahrzeugen praktisch ausschliesslich von Freiwilligen ausgeführt wird,
welche sich über den Förderverein unentgeltlich in ihrer Freizeit zur
Verfügung stellen (VFB). Dabei ist der Verein europaweit tätig und in
22 Sektionen mit über 7500 Mitgliedern organisiert (davon 9 in Deutschland).
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